Ursprung, Widerspruch und Zweifel

Selbstreflexion ist schon merkwürdig, eigentlich müsste man meinen, sie sei eine gute Sache, um herauszufinden, wer man ist, weswegen man ist und was man dafür tun muss, um zu wissen, was einen zum Glück verhelfen kann, wonach ja jeder Mensch im Endeffekt strebt. Es spielt dabei keine Rolle, was dich glücklich macht, es geht nur darum, dass du dir einen Moment Zeit nimmst und realisierst, dass dich etwas glücklich macht. Und in Zeiten in denen Depressionen, Angststörungen und andere Psychische Erkrankungen zu Volkskrankheiten aufgestiegen sind, ist diese Erkenntnis ein Wegweiser fürs Leben.

Ich will mich nicht auf ein Podest stellen und behaupten, ich habe die Weisheit mit Löffeln gegessen und ich weiß, dass ich auch zur Menschheitsfamilie gehöre und damit zwangsläufig der kollektiven Dummheit ausgesetz bin. Da der Mensch ein soziales Wesen ist und er sich an anderen Menschen in seiner Umgebung bewertet und definiert. Doch mir ist das wenigstens bewusst, ich verstehe die Mechanismen, die der Mensch tagtäglich verfällt. Obwohl ich sie kenne, verfalle ich ihnen und das macht mich zu einem noch dümmeren Spieler. Da ich die Spielregeln verstanden habe und mir die Folgen bewusst sind, könnte ich diesen Vorteil eigentlich nutzen und am Ende gut dastehen. Das mache ich aber nicht und der Grund dafür ist simpel. Mir gefallen die Belohnungen nicht, die daraus resultieren, wenn man im Spiel des Lebens gut abschneidet. Diese Belohnungen sind mir viel zu oberflächlich oder materialistisch. Der Nebeneffekt, der daraus resultiert, dass man es im Leben „geschafft“ hat, durch Anerkennung oder Neid, ist mir da schon lieber. Ich liebe es, wenn Menschen sich eine Meinung über mich bilden, ganz egal wie diese ausfällt. Sie können mich lieben oder hassen, wichtig ist nur, dass sie gesehen haben, was ich geschaffen habe. Ich weiß aber auch, dass das eine Folge meiner Vergangenheit ist, dass ich denjenigen, die nicht an mich geglaubt haben, beweisen muss: „IHR WERDET NOCH SEHEN! wenn ich erstmal Reich und Erfolgreich bin, dann werdet ihr es bereuen, mich so behandelt zu haben!“

Dann spielen auch natürlich die viele schönen Frauen, die ich dann mit dem „Erfolg“ anziehe eine Rolle. Ich bin selbst über diese Tatsache erschreckt. Und es geht mir nicht darum, möglichst viele Frauen zu erobern, es geht mir darum, dass mein Erfolg diese Frauen anzieht, damit ich sie wiederum ausziehen kann. Spaß beiseite, es geht einfach mehr darum, wie ich sie erobere und der eine oder andere Analytiker unter euch hat bestimmt auch verstanden, warum – es geht um Macht. Ich bin der letze Mensch, der machthungrig ist oder danach strebt, aber beim Thema Frauen erregt mich der Gedanke, dass ein Mensch in diese doch fantastische Welt geboren wurde, mit sovielen Chancen, Gelegenheiten und Möglichkeiten etwas (selbstständig) erstrebenswertes zu erzielen – und dabei beziehe ich mich explizit auf die erste Welt – und doch so wenig mit ihr interagiert. Es ist so, als würde man hungernd einen Pfad durch den Wald gehen und auf der Suche nach jemandem sein, der einem was zu essen gibt. Dabei sind links und rechts des Pfades soviele wunderschöne reife Beeren, Früchte und Pilze zu sehen, bereit um gepflückt zu werden.

„Gib einem Mensch einen Fisch und er wird gesättigt sein, lehre ihn, wie man fischt und er wird nie wieder hungern.“

Anders als andere Fischer in meiner Position würde ich der Frau nicht jeden Tag einen Fisch zuwerfen, damit sie nicht verhungert. Ich hab nämlich ein stark ausgeprägtes Emphatiegefühl und habe auch ein Heldenkomplex oder auch „Helfersyndrom“ genannt. Bei Frauen in Not schmelze ich komplett dahin, ja je tiefer die Narben, desto größer ist mein Verlangen, die Wunden zu heilen und die Leere zu füllen, die daraus entsteht, den Schmerz zu unterdrücken, damit man überhaupt noch irgendwo ein Fünkchen Motivation findet, um morgens überhaupt aufzustehen.

Auch dies ist ein Produkt meiner Vergangenheit. Durch das Leid, was ich erlitten habe und den Umstand, dass es keine helfende Hand gab und ich alleine damit fertig werden musste, projiziere ich diesen Wunsch (dass jemand da gewesen wäre) meines damaligen Ichs auf andere.

Dass ich so ein ausgeprägtes Emphatiegefühl habe, verdanke ich meiner Schwester und meiner Mutter. Diese beiden Personen haben mich mit soviel Liebe gefüttert, überschüttet -ja es war sogar teilweise erdrückend, dass dem Teil meines Gehirns, der für meine Persönlichkeitsbildung zuständig ist, nichts weiteres blieb, als mich zu einem sensiblen und emphatischen Menschen heranreifen zu lassen. Aufgrund einiger Persönlichkeitsmerkmale und meines großen Egos kann ich mutmaßen, was ich für ein ekliges Arschloch geworden wäre, wenn es diese beiden nicht gäbe.

Ja, diese Frauen sind für mich Frauen in Not. Und dieses Streben nach einem erfolgreichen, mächtigen oder reichen Mann kommt nicht von ungefähr. Ob es nun evolutionäre Gründe sind, wie Sicherheitsbedürfnis für sie und ihre Nachkommen – ein Mann mit Wohlstand spiegelt symbolisch einen erfolgreichen Jäger wieder, der die Familie vor Hunger und Gefahren beschützen kann – oder es banalere Gründe gibt wie Brainwashing durch Werbung und Medien und diese dann zu falschen Idealen geführt hat, dazu noch eine Prise geringer Selbstreflexion et voilà fertig ist das Konstrukt.

Doch wenn ich ehrlich bin – und das hatte ich ja versprochen – würden diese Frauen nichts weiter als ein netter Zeitvertreib sein und ich würde mich niemals gänzlich an sie binden können. Ich könnte sie mögen, sie begehren und lieben, aber ich könnte niemals eine Familie mit ihnen gründen.

Auch wenn das unglaublich kitschig ist, sehne ich mich nach einer Frau, die wirklich ein richtig reines Herz hat, so rein, dass sogar Schneewittchen vor Neid erblassen würde. Wenn ich in ihre Augen blicke, möchte ich ihre Seele sehen und die Aura, die von ihr ausgeht, strahlt so hell, dass ich mich darin verliere und in mir ein Gefühl der Glückseeligkeit aufkommt. Diese Frau wird mir durch ihr Herz zeigen, was ich doch für ein Idiot bin und dass ich mich für die falschen Dinge im Leben interessiere. Sie wird mich emotional lehren und zu einem besseren Menschen machen. Doch ich weiß auch, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass so eine Frau existieren kann, nicht mehr, nicht zu dieser Zeit.

Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, genauso wenig kann ich ändern, wer ich heute geworden bin. Denn wer ich geworden bin, ist im Jetzt und das Jetzt gehört schon der Vergangenheit an. Was ich aber ändern kann, ist was ich morgen bin, weil der Rest des heutigen Tages noch in der Zukunft liegt und ich fähig bin (mit ein wenig Achtsamkeit), diesen Tag mit anderen Gedanken zu gestalten. Natürlich nicht vollständig, weil das was ich heute denke noch maßgeblich von gestern beeinflusst ist, aber genauso ist das morgen maßgeblich von heute bestimmt. Wer also bewusst durch den Tag geht, der hat sein Schicksal selbst in der Hand.

Alex Kavalenko

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7 Kommentare zu „Ursprung, Widerspruch und Zweifel

  1. Was das reine Herz angeht, das (nur?) eine Frau haben kann beziehungsweise nur die eine, klar als Märchenprinzessin definiert: wir haben Schneewittchens Herz nie kennengelernt, denn Herz und Leber waren ja von dem Frischling, den der Jäger ersatzweise schlachtete. Sein Herz also kann so rein (wobei davon nichts im Märchen steht) gewesen sein, also das des Frischlings, möglicherweise ja sogar trichinenfrei. Schneewittchen selbst, na, die bedankte sich bei den unansehnlichen Zwergen ausschließlich mit Hausarbeitfür ihre anfänglichen Diebereien, war eitel genug, den vergifteten Kamm anzunehmen und ließ sich nach einem aufgezwungenen Kuß von diesem Typen gerne nehmen, zuletzt dürfen wir sie wohl noch der Beihilfe bei einem Mord bezichtigen, zumindest ihre Billigung müssen wir voraussetzen – ich weiß nicht, ich weiß nicht. Wie definieren wir denn ein reines Herz, noch dazu, um auf dieses Geschlechterding zurückzukommen, einer Frau?

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    1. Wie Sie bereits in einem anderen Kommentar erwähnten, ist alles relativ. Ein reines Herz zu haben, ist keine Eigenschaft, die universell beschreibbar ist; es ist nur ein Konstrukt, um das Bild zu erzeugen, das ich erzeugen möchte, um dem nahe zu kommen, was ich denke. Ob ich selbst glaube, dass es so etwas wie ein reines Herz gibt? Ja, aber das liegt auch daran, dass ich daran glauben will. In manchen Dingen bin ich sehr romantisch, ja, geradezu melodramatisch – ich finde das gut so, weil es die Perspektive angenehmer gestaltet. Doch ich weiß auch, dass es nicht logisch ist und alle Menschen Dämonen in sich tragen.

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      1. Diese Romantik ist bewahrenswert. Nur das kindlich – reine Herz sieht (gemäß einem kleinen Prinzen, der von Frankreich aus auf einen kleinen Stern geschickt wurde) gut – aber, um bei dem Beispiel zu bleiben, bevor einen der Fuchs beißt sollte man auch den Verstand bemühen. Und wissen, dass das Märchen einige Aspekte der Realität ausblendet (u.a. die Jahre nach der Prinzenhochzeit, was schon Tucholsky auffiel).

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  2. Hier gehts mehr ….wie bei dir um neue Entwicklungsfelder und Autarkie … Unabhängigkeit ;´von der Meinung der Gesellschaft emotional und mental …..Stellt die ein Entwicklungsstadium mit verschiedene Stufen vor….Die Verantwortung nimmt natürlich zu …..manche wollen getan ,entwickelt und erfahren werden…viele andere lässt man einfach sein….auch wenn Die kollektive Menge blökt : das ist blöd “ Mir fällt auf das wir im digitalen Technologizeitalter nicht mehr echt kommunizieren können oder wollen….Stellt man Fragen :Fühlen sich alle peinlich berrührt oder tun so als mich betrifft es ja nicht…. Was dann die gesellschaftliche Matrix ausmacht…Hervorgerufen durch ihr unbewusstes Verhalten und Gewohnheiten…die Infragestellung dessen und Veränderung bewirkt die Veränderung in der gesellschaftlichen Matrix….das muss oder sollte man auch leben und bewusst kommunizieren…

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    1. Ich weiss nicht ob ich dir ganz folgen kann 😛 den letzeren Teil, versteh ich und da stimme ich dir vollkommen zu. Das Problem des letzeren Teil ist, dass die kollektive Meinung (leider) immer die der dummen ist, und nicht die der Intellektuellen. Da die meisten aber geführt werden wollen, ist dies auch ein Problem welches nur durch eine starke Mittelschicht bewältigt werden kann, die Vernünftig und Selbstreflektiert ist. Da die Mittelschicht aber teilweise durch Covid weg bricht wird es noch schwieriger.

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